Die Rettung kommt aus der Luft
Zwei saisonale Notarzthubschrauber betreibt die SchenkAir in Österreich.
Als einziger Flugrettungsbetreiber setzt man auf die AW109 mit Rettungswinde. Ein bewährtes Konzept.
Vor über 23 Jahren, im Dezember 2000 hob erstmals ein Notarzthubschrauber der SchenkAir zu einem Notfalleinsatz ab. Auf Initiative des Unfallchirurgen Dr. Christian Schenk wurden damals gleich zwei Notarzthubschrauber in Betrieb genommen.
Dr. Schenk betrieb zu dieser Zeit bereits seit einigen Jahren das gleichnamige Sanatorium in Schruns. Eine über die Landesgrenzen hinweg anerkannte Spezialklinik mit Schwerpunkt auf Sportverletzungen.
Skiunfälle als Hauptaufgabe
23 Jahre später heben die beiden Notarzthubschrauber, Robin 1 (Schruns) und Robin 3 (Idalpe-Ischgl) immer noch zu Notfalleinsätzen ab. Vorwiegend handelt es sich dabei um Ski,- und Freizeitunfälle, da jedoch beide Hubschrauber in die jeweiligen Leitstellensysteme der Leitstelle Tirol, sowie der RFL Vorarlberg eingebunden sind, werden auch „normale“ Einsätze, wie internistische oder neurologische Notfälle mit dem Hubschrauber bedient.
Mehrere tausend erfolgreiche Einsätze flog man so bereits in den vergangenen Jahren.
Die Einsatzmaschine
Mit der Agusta Westland AW109 nutzt man ein einzigartiges Huschbaubermuster in der österreichischen Flugrettung, welches sich jedoch bewährt hat. So setzt neben der SchenkAir auch die schweizer Rettungsflugwacht REGA seit Jahren die A109 für die Rettung im Hochgebirge ein. Mit der A109 Power setzte man in den Anfangsjahren der SchenkAir auf den leichten Mehrzweckhubschrauber aus dem Hause Leonardo. Zwei PW Triebwerke mit jeweils 423kW trieben damals die Maschinen mit der Kennung OE-XSA sowie der OE-XSC an.
Konnte man bis vor wenigen Jahren nur fußläufig zugängliche Patienten retten, so änderte sich dies 2014 grundlegend. Nachdem man 2012 einen Flottenwechsel vollzog und auf die modernere und leistungsstärkere AW109 Grand New wechselte, wurde nun auch eine Rettungswinde am Hubschrauber montiert.
Gemeinsam mit den schweizer Kollegen übte man die Windenrettung und entwickelte eigene Bergeverfahren. Mehrere hunderte Mal ist dieses Bergeverfahren bisher zum Einsatz gekommen.
Die seit 2012 eingesetzte AW109 Grand New galt lange als der schnellste zivile Hubschrauber, und hielt sogar einen Weltrekord für die schnellste Weltumrundung in einem Hubschrauber. Angetrieben von zwei Pratt & Whitney 207C Triebwerken mit je 426kW und einer um 325kg höhren Startmasse ist die A109 Grand New deutlich leistungsstärrker als ihr Vorgängermodell.
Die Rettung kommt aus der Luft!
Eine Besonderheit im Einsatz mit der Rettungswinde bei der SchenkAir stellt sicherlich die Besatzung dar. So nimmt man sich hier ein Beispiel an der Schweiz und besetzt den Hubschrauber nicht mit vier, sondern lediglich mit drei Besatzungsmitgliedern. Der Hubschrauber ist im Einsatzbetrieb also mit dem Piloten, einen HEMS-TC (Notfallsanitäter, Windenoperator) sowie einem Notarzt besetzt. Kommt es zu einem Windeneinsatz, so entscheidet die Mannschaft gemeinsam, ob entweder nur der Notarzt zum Patienten abgelassen wird, diesen versorgt und in den Bergesack oder das Rettungsdreieck verbingt, oder ob ein „Rettungsspezialist Helikopter“ kurz RSH benötigt wird. Der Hubschrauber schwebt dann unmittelbar über dem Patienten, um die Retter punktgenau über den Patienten abseilen zu können. Die Rettung kommt hier wortwörtlich aus der Luft.
Die Rettungsspezialisten Helikopter (RSH) kommen bei besonders anspruchsvollen Rettungen aus unwegsamen Gelände zum Einsatz, wo ein erfahrener Bergretter vor Ort unumgänglich ist. Sie werden regelmäßig in den Windenverfahren, sowie im Umgang mit dem Hubschrauber geschult und sind im Regelfall als Pistenretter in den nahegelegenen Skigebieten abrufbereit. So können diese im Falle eines Einsatzes jederzeit schnell aufgenommen und zum Unfallort verbracht werden.
Für jeden Ernstfall gerüstet!
Sowohl medizinisch, als auch Bergrettungstechnisch sind die rot-gelben Hubschrauber bestens ausgerüstet. So können beispielsweise schwerstverletzte Patienten schon am Einsatzort in Narkose versetzt, und kontinuierlich überwacht werden, sowie reanimationspflichtige Patienten mithilfe eines automatischen Reanimationsgerätes (LUCAS) unter laufender Reanimation ins Spital verbracht werden. Eine Möglichkeit, die gerade bei Lawinenopfer von essentieller Bedeutung ist.
Für technische Einsätze ist man mit Sicherungsmaterial (Bandschlingen, Karabiner, Eisschrauben, Eispickel uvw.) ausgestattet um sich selbst, sowie den Patienten vor einem Absturz zu sichern. Zudem verfügt man über modernste Lawinenausrüstung wie beispielsweise einen Lawinenairbag „Aerosize Vest ONE“ oder ein RECCO Suchgerät, welches bei der Ortung von Verschütteten oder Vermissten mithilfe eines Radarsignals hilft.
Permanente Schulungen sind unumgänglich, um jederzeit diese hervorragende Qualität garantieren zu können. So üben die Flugretter mehrmals jährlich ihre Verfahren. Besonders vor der Wintersaison werden die Bergeverfahren aufgefrischt um für kommende Einsätze gerüstet zu sein.
Bei einer dieser Übungen waren wir im November dabei, und konnten sich selbst ein Bild davon machen. – aber seht selbst!
Text und Bildmaterial: HeliRescue e.V.