Mehr als 1.500 Landungen pro Jahr gibt es auf den beiden Hubschrauberlandeplätzen des Krankenhausareals, nun könnten es durch die Wetterunabhängigkeit noch mehr werden.
Virtueller Punkt eine Meile entfernt definiert
Bisher stellte dichter Hochnebel ein unüberwindbares Hindernis für den Rettungshubschrauber dar. Durch das neue „Point in Space“-Verfahren (PinS) stellt das Wetter aber kein so großes Hindernis mehr dar. Peter Fleischhacker, ÖAMTC-Flugbetriebsleiter, erläuterte das innovative System: „Es bedeutet, dass eine Meile vor dem Landeplatz in waagrechter Entfernung ein virtueller Punkt in der Luft definiert wird. Aufgrund der satellitengestützten Navigation können wir diesen anpeilen und, wenn wir von dort aus dann Sicht auf den jeweiligen Heliport haben, können wir ihn auch anfliegen.“ Denn unter der Nebelwand sei die Sicht im Normalfall wieder so gut, dass ein klassischer Anflug nach Sicht möglich ist. Zudem seien die Landeplätze aufgrund spezieller Lichtsignale weithin sichtbar.
„Bei der Versorgung schwerstverletzter Patientinnen und Patienten zählt jede Minute. Durch das PinS-Verfahren können wir noch mehr Betroffene als bisher auf dem Luftweg ans Uniklinikum bringen“, betonte KAGes-Chef Gerhard Stark.
Das Einzugsgebiet umfasst den süd- und südostösterreichischen Raum oder reicht im Bedarfsfall sogar darüber hinaus, beispielsweise wenn jemand in die Druckkammer – der einzigen in Österreich – gebracht werden muss. Aufgrund des neuen Systems rechnet man mit einer Steigerung der Zahlen, denn bis zu zehn Prozent aller Einsätze pro Jahr konnten wegen schlechter Sichtverhältnisse vor allem in den Herbst- und Wintermonaten nicht geflogen werden. Durch das PinS-Verfahren stellen auch Wolkenschichten, Regen oder Schneefall keine Hindernisse für die Flugrettung mehr dar. Lediglich Hagel, Gewitter und die Gefahr der Vereisung machen An- und Abflüge nach wie vor unmöglich.
PinS-Projektstart für LKH Graz 2019
Austro Control ist eine der führenden Flugsicherungen in Europa bei der Entwicklung von innovativen An- und Abflugverfahren. Bei „Point in Space“-Navigation handelt es sich um neuartige satellitengestützte Hubschrauber-Instrumentenflugverfahren, die hochpräzise und punktgenaue An- und Abflüge auf Hubschrauberlandeplätze ermöglichen. Diese Verfahren können unabhängig von fixen Installationen am Boden durchgeführt werden.
Die satellitengestützte Navigationstechnik wird genutzt, um dem Hubschrauber zielgenau einen Flugweg vorzudefinieren (im Bordrechner gespeichert). Bei der Entwicklung und Einführung der „Point in Space“-Navigation in Österreich hat Austro Control eng mit den Hubschrauberbetreibern von Polizei, Bundesheer und ÖAMTC kooperiert. Mit der Entwicklung des Projekts „PinS“ für das LKH Graz wurde 2019 im Rahmen einer engen Zusammenarbeit von KAGes, ÖAMTC-Flugrettung und Austro Control begonnen.
Seit vergangenem Jahr sind die Instrumentenflugverfahren nun vollumfänglich operativ nutzbar. Austro Control-Geschäftsführer Philipp Piber unterstrich die Bedeutung der neuen Verfahren: „Wir gehören zu den europäischen Pionieren, wenn es um die Entwicklung von satellitengestützten Flugverfahren geht. Umso mehr freut es uns, dass wir hier gemeinsam das „Point-in-Space“-Verfahren für einen sicheren Anflug der Rettungshubschrauber erfolgreich umsetzen konnten.“ Es sei das erste Instrumentenflugverfahren dieser Art in ganz Österreich für ein Krankenhaus und man setze damit neue Maßstäbe in der Durchführung von Rettungsflügen.
Text: Austro Control GmbH
Bild: Austro Control
Bild: Austro Control