Wogen gehen hoch
Seit das Ergebnis der Ausschreibung über die Vergabe der Flugrettung im Burgenland veröffentlicht wurde, gehen die Wogen hoch.
In Sozialen Medien wird über die Vergabe genauso geschimpft, wie in so manchen Luftfahrtmedium berichtet wird. Von wüsten Beschimpfungen über Anfeindungen bis hin zu Drohungen beobachtet man hier.
Die SPÖ habe hier unseriös gehandelt, die Martin Flugrettung bevorzugt und die Qualität des Platzhirschen völlig außen vor gelassen, so die Aussagen.
Auch die burgenländische ÖVP, welche im Bundesland die Rolle der Opposition einnimmt, schießt scharf gegen die SPÖ. So begründet man immer wieder mit vergangenen Unfällen bei Heli Austria, und einer dahingehend schlechteren Qualität.
Die Qualität und Zuverlässigkeit wurde jedoch auch durch die österreichische Luftaufsichtsbehörde „Austro-Control“ bestätigt, so der Rechtsanwalt Casati, der die Ausschreibung geleitet hat.
Mit 41 Hubschraubern ist Heli-Austria das größte Hubschrauberunternehmen in Österreich, mit dementsprechend vielen Flugstunden. Die angesprochenen Zwischenfälle sind hier vor allem bei den Lastenflügen geschehen, welche die deutliche Mehrheit der Flugstunden der Heli-Austria ausmachen.
Doch auch Arbeitsflüge der Burgenland-Energie sollen ohne Ausschreibung an die Heli-Austria vergeben worden sein, meint die burgenländische ÖVP, sowie ein Luftfahrmagazin. Hier muss man wohl klarstellen, dass bis zu einer gewissen Auftragssumme, dementsprechende Aufträge nicht offiziell ausgeschrieben werden müssen, was wohl auch hier so geschehen ist.
Doskozil optimistisch
Der Landeshauptmann Doskozil ist hingegen guten Mutes, dass der vom ÖAMTC eingebrachte Einspruch beim Landesverwaltungsgericht abgewiesen wird. Man sei generell nicht gegen den ÖAMTC, und bedanke sich für die hervorragende Zusammenarbeit in den vergangenen 17 Jahren! Für die neue Periode möchte man jedoch „alles in einer Hand“ und so habe man sich dazu entschieden, beide Stützpunkte, also den neuen Notarzthubschrauberstützpunkt in Gols, sowie den bestehenden Stützpunkt in Oberwart, an einen Flugrettungsbetreiber zu übergeben. Bei dem objektiven und transparenten Verfahren hatte die Martin Flugrettung die Nase vorne, das könne das Land eben nicht ignorieren meinte der Landeshauptmann.
Um nun endgültig alle von der Rechtsgültigkeit und Richtigkeit des Verfahrens zu überzeugen, hat Landeshauptmann Doskozil persönlich den Fall an den Landesrechnungshof weitergegeben. Dieser soll zusätzlich zum Landesverwaltungsgericht den Fall prüfen.
Mit einer Entscheidung des Landesverwaltungsgericht ist Anfang August zu rechnen, der Rechnungshof wird wohl länger mit der Prüfung brauchen, zumal noch einige andere Projekte in der Warteschlange stehen.
Einspruch verständlich
Seitens des ÖAMTCs ist der Einspruch verständlich, immerhin hat man in den letzten 17 Jahren über 15.000 Einsätze im Burgenland, der angrenzenden Steiermark sowie in Niederösterreich abgearbeitet. (HeliRescue berichtete) Nun ist es hart einen Stützpunkt zu verlieren, der sich seit Jahren im Rettungssystem etabliert hat. Erst vor kurzem feierten die 17 Notärzte und 12 Notfallsanitäter des Stützpunktes in Oberwart ihr jährliches Stützpunktfest (zuletzt wegen der COVID-Pandemie ausgefallen), welches dieses Jahr von den vorhergehenden Nachrichten über die Vergabe logischerweise getrübt war.
Trotz 3 von 5 Punkten verloren?
Auf so manchen Seiten ist davon zu lesen, dass die ÖAMTC Flugrettung verloren hat, obwohl sie in drei von fünf möglichen Punkten dem Gegner der Martin Flugrettung überlegen war.
Nun, das mag durchaus so sein, eine Ausschreibung mit mehreren Kriterien kann man jedoch nicht wie ein Fußballspiel betrachten. 3:2 heißt nun eben nicht gleich, dass man auch gewonnen hat. Vielmehr ist eine solche Ausschreibung wie eine Schularbeit zu sehen, wo einzelne Punkte eben höher gewichtet sind als andere. In diesem Fall war der Preis mit 55% deutlich höher gewichtet als die anderen Punkte. Ob der Preis bei dieser Ausschreibung nun höher gewichtet war als bei anderen, gleichwertigen Ausschreibungen in anderen Bundesländer, das wollen wir nicht beurteilen, Fakt ist jedoch, dass die Gewichtung bei Veröffentlichung der Ausschreibung bereits bekannt war.
Wie bei einer Schularbeit werden nach Abgabeschluss nun alle Punkte gewichtet und danach zusammengezählt. Wie bei anderen Ausschreibungen gewinnt der, mit der höchsten Gesamtpunktezahl, was in diesem Fall (lt. Casati deutlich) die Martin Flugrettung war.
Vertrag noch nicht unterschrieben
Noch ist der Vertrag über die neuen Flugrettungsstützpunkte im Burgenland nicht unterschrieben. Der neue Stützpunkt in Gols sollte ursprünglich mit Jahresbeginn in Dienst gehen. Ob man dieses Zeitlimit, ob der aktuellen Entwicklungen einhalten kann ist noch nicht bekannt.