Wie bereits aus einigen Medienberichten zu entnehmen war, hat die Martin Flugrettung vergangene Woche den Zuschlag für den burgenlandweiten Flugrettungsbetrieb erhalten.
Wir durchleuchten die Hintergründe!
Neuer Notarzthubschrauberstützpunkt bereits länger geplant
Bereits seit einigen Jahren plant das östlichste Bundesland Österreichs, das Burgenland, einen neuen Flugrettungsstützpunkt im Norden des Landes. Nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Ausschreibung dafür stetig nach hinten verschoben, ehe im März diesen Jahres der Flugrettungsbetrieb nun offiziell ausgeschrieben wurde.
Doch nicht nur der neue Stützpunkt im Nordburgenland sollte neu ausgeschrieben werden. Auch der Stützpunkt im Süden, genauer gesagt im Umkreis von Oberwart wurde neu ausgeschrieben. In Oberwart ist derzeit der ÖAMTC Notarzthubschrauber Christophorus 16 stationiert, dessen Vertrag mit dem Land 2025 ausläuft.
Neuer Betreiber für das gesamte Bundesland
Neben dem neuen Stützpunkt in Gols wurde auch der bestehende Hubschrauberstützpunkt in Oberwart neu ausgeschrieben, nachdem der Vertrag mit dem ÖAMTC 2025 ausläuft Das Land suche hier einen kompetenten Partner für das gesamte Bundesland.
Vor knapp einer Woche fiel schließlich die Entscheidung. Die Auswahl fiel auf das Salzburger Unternehmen Heli-Austria, welches unter dem Namen Martin Flugrettung bereits acht Notarzthubschrauber an sieben Standorten in Salzburg, Tirol und Oberösterreich betreibt. .
Bereits vor zweieinhalb Jahren, als erste Gespräche über einen neuen Hubschrauberstützpunkt im Burgenland laut wurden, deponierte der Geschäftsführer Roy Knaus sein Interesse beim Land.
Fünf Kriterien für Entscheidung ausschlaggebend
Nach insgesamt fünf Kriterien wurde in einem unabhängigem Verfahren der neue Betreiber bestimmt. Neben dem Treibstoffverbrauch und CO2-Außstoßes, dem Personalkonzept, und der Ausrückezeit, waren vor allem auch die Gesamtkosten sowie die Verkürzung der Standortbereitstellung ausschlaggebend für die Entscheidung. Mit 87,67 von 100 möglichen Punkten gewann die Martin Flugrettung hier deutlich vor der Christophorus Flugrettung.
Bei der Christophorus Flugrettung ist man über die Entscheidung des Landes indes nicht glücklich. Man habe das Urteil beim Landesverwaltungsgericht beeinsprucht heißt es seitens des ÖAMTC gegenüber der APA. Grund seien „fachliche und rechtliche Punkte“ so ein Sprecher.
„Man lag in 3 von 5 Punkten vor der Konkurrenz (der Martin Flugrettung) und man hat sich dennoch gegen uns (Christophorus Flugrettung) entschieden. „Ein minimaler Preisunterschied gab den Ausschlag – entgegen unserer anerkannten höheren Qualität.“ hieß es in einem Schreiben an die Mitglieder.
Das Landesverwaltungsgericht muss nun innerhalb von sechs Wochen eine Entscheidung darüber treffen, ob das von Rechtsanwalt Claus Casati geleitete Vergabeverfahren rechtsgültig ist. Dieser zeigt sich jedoch zuversichtlich, das alles korrekt abgewickelt wurde.
Gewichtung der Punkte als Grund für die Entscheidung
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil betont die Wichtigkeit eines transparenten und objektiven Vergabeverfahrens. Die Landesregierung könne nicht beeinflussen wer bei einem solche Verfahren obsiegt.
Bei der Gewichtung der einzelnen Punkte war der Preis mit 55% vor den anderen Punkten die mit 45% gewichtet waren vorrangig. „Bei anderen Verfahren liegt der Preis mit bis zu 80% Gewichtung noch deutlich höher“, erklärt Rechtsanwalt Casati, der das Verfahren geleitet hat. Dieser betont auch, dass das Ergebnis -für die Martin Flugrettung- eindeutig und nicht „hauch dünn“ war.
Roy Knaus freut sich über den positiven Ausgang des Bieterverfahrens.
Knaus zuversichtlich
Auch Roy Knaus, Geschäftsführer der Martin Flugrettung zeigt sich zuversichtlich dass das Landesverwaltungsgericht die Vergabe bestätigt. Größere Vorbereitungen für die Aufnahme des Flugrettungsbetriebes laufen jedoch noch nicht, solange man keinen Vertrag unterschrieben habe, meinte ein Insider zu HeliRescue.
Sollte der endgültige Zuschlag an die Martin Flugrettung gehen, ist zu vermuten, dass wie auch auf den meisten anderen Stützpunkten der Martin Flugrettung, mit einer MD902 Explorer geflogen wird. Zudem werden die Hubschrauber vermutlich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten ohne Bergrettungs-Ausrüstung zu Notfalleinsätzen starten. Auch die umliegenden Notarzthubschrauber in Wien und der noch bis 2025 fliegende Christophorus 16 aus Oberwart verfügen über keinerlei solche Ausrüstung. Einzig der in Wr. Neustadt stationierte Hubschrauber ist auch für Bergrettungseinsätze im niederösterreichisch-steirischen Alpenvorland gerüstet.
Ob es bereits Pläne über einen genauen Standort in Gols gibt ist uns zum Zeitpunkt der Reportage nicht bekannt.