Mit dem Auftreten des COVID-19 Virus vor mittlerweile mehr als einem Jahr wurde unser tägliches Leben weltweit innerhalb kürzester Zeit gravierend verändert. Durch diese nie dagewesene Pandemie wurde auch die Wirtschaft in fast allen Zweigen beeinträchtigt. Schwer vorzustellen ist, dass auch der medizinische Sektor in manchen Bereichen hiervon stark betroffen ist.
In kaum einem Land der Welt ist die Dichte an Notarzthubschraubern so hoch wie in Österreich. Einer der Hauptgründe für die hohe Anzahl an Stützpunkten ist die Topographie unseres Landes, welche oft eine rasche Patientenversorgung über den bodengebundenen Rettungsdienst nicht zulässt. Jedoch spielt auch die Tatsache dass es die Menschen in Österreich, sowohl im Winter als auch im Sommer für Sport immer mehr in die Berge zieht, eine immer größer werdende Rolle. Einsätze im Gebirge können oft stundenlange und personalintensive bodengebundene Rettungen nach sich ziehen. Am Luftweg können diese Einsätze meist patientenschonend unter einer Stunde abgeschlossen werden.
Hubschrauberrettung kann hohe Kosten verursachen
Besonders die Wintersaison bietet den Flugrettungsbetreibern ein lukratives Geschäft. Viele Wintersportler aus ganz Europa zieht es, besonders im Westen Österreichs, auf die kilometerlangen Skipisten. Hunderte Verunfallte werden Jahr für Jahr durch die Hubschrauber der heimischen Betreiber versorgt und in ein Krankenhaus geflogen.
Für die hohen Kosten einer Hubschrauberbergung muss der Verunfallte oft selbst aufkommen, außer es wurde bereits im Vorfeld eine durchaus sinnvolle Bergekostenversicherung abgeschlossen. Abgerechnet wird bei Wintersportunfällen nach Flugminute, womit schnell Rechnungen von über 3000,- Euro zusammenkommen.
Einsatzrückgang und geschlossene Stützpunkte
16 der 41 österreichischen Notarzthelikopter sind im Saisonal Betrieb. Diese zusätzlichen Hubschrauber sind nahe den hochfrequentierten Wintersportorten stationiert und starten normalerweise mehrmals täglich zu verletzten Wintersportlern. Auch wenn sich der Hauptteil der Einsätze auf den Skipisten befindet, so sind diese nicht exklusiv dafür abgestellt sondern können auch zu normalen Primär od. Sekundär Einsätzen disponiert werden.
Doch dieses Jahr war alles anders. Durch die COVID Pandemie und die folgenden Reisebeschränkungen waren die Skipisten nur spärlich besucht. Die Gäste aus dem Ausland blieben zum größten Teil aus.
Die Unfallzahlen reduzierten sich im Vergleich zu den normalen Jahren auf einem Minimum. Neben dem Gästeschwund war hier euch der viele Naturschnee und die doch meist geübten einheimischen Skifahrer ein Grund. Als Folge blieben auch die saisonal eingesetzten Notarzthubschrauber am Boden. Viele Stützpunkte, vor allem jene ohne Landesförderung beendeten entweder vorzeitig den Betrieb oder stellten auf einen Wochenendbetrieb um. Doch wirklich rentabel flog diese Wintersaison keiner von Ihnen.
Je nach Stützpunkt verzeichnete man zwischen 50% und 80% Rückgang an Einsätzen berichtet Roy Knaus, Geschäftsführer der Heli-Austria Martin Flugrettung, welcher alleine 5 saisonale Hubschrauber in Tirol und Salzburg betreibt. Mann musste aufgrund des enormen Rückganges nach Weihnachten beispielsweise den Stützpunkt in Hochgurgl komplett schließen.
Mehr Verunfallte bei Skitouren
Das Kuratorium für Alpine Sicherheit verzeichnete in der Wintersaison 2020/21 im Zeitraum 01.11.2020 bis 18.04.2021 einen Rückgang von rund 5.600 Verunfallten (Tote, Verletzte, Unverletzte) in Österreich – das sind etwa um zwei Drittel weniger als im langjährigen Mittel.
Ein direkter Anstieg an Einsätzen unmittelbar abseits des organisierten Skiraums, also auf Skirouten und beim Variantenfahren, wie es viele berichten, war seitens des Kuratoriums für Alpine Sicherheit nicht zu verzeichnen. Lediglich eine Verschiebung hin zur Disziplin Skitouren: Beim Skitourengehen gab es Österreichweit ca. um ein Drittel mehr Verunfallte als im langjährigen Mittel, jedoch vergleichbar viel Tote wie in den Wintern zuvor. Gesamt verunfallten im letzten Winter etwa ein Drittel weniger Wintersportler tödlich, berichtet das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheitk, kurz ÖKAS.
„Gerade bedingt durch die Covid-Maßnahmen sind viele im alpinen Gelände unterwegs, die sich vermutlich erstmalig oder seit längerem wieder einmal in den Bergen bewegen“, so das ÖKAS. „Hauptgründe für vermehrte Unfälle speziell beim (Winter)Wandern sind im COVID-Jahr einmal mehr Überforderung, mangelnde Vorbereitung und Tourenplanung oder auch fehlende körperliche Voraussetzungen wie Kondition“.
Verlustgeschäft
Dass ein Notarzthubschrauberstützpunkt nicht kostenfrei vorgehalten werden kann ist selbstverständlich. Die durchaus sehr hohen Kosten für den Betrieb die mit mehreren tausend Euro pro Tag zu Buche schlagen, lassen ein Verlustgeschäft für alle Flugrettungsbetreiber in Österreich jedenfalls erwarten. Zumindest wenn Sie nicht, wie einige Stützpunkte, von Landesförderungen und Abgangsentschädigungen profitieren.
Sollte die kommende Sommersaison und die darauffolgende Wintersaison ähnlich schlecht ausfallen, ist möglicherweise damit zu rechnen, dass der ein oder andere Hubschauberstützpunkt seine Tore für immer geschlossen halten muss.
Ob das jedoch für die Bevölkerung und vor allem für die steigende Anzahl an Bergsportler so vorteilhaft ist, bleibt zu bezweifeln. Somit ist nur zu hoffen, dass die derzeit laufende Kampagne der Impfung den gewünschten Erfolg bringt, und wir im kommenden Winter, eine Rückkehr zur Normalität erleben können. Am besten inklusive Urlauber aus ganz Europa und mit einer der besten Notärztlichen luftgestützten Versorgung weltweit.