Mit Ihren zwei Stationen in Fresach und Reutte ist die ARA Flugrettung bereits seit fast 20 Jahren ein fixer Bestandteil der Österreichischen Flugrettung. Durch den Umstieg auf das Hubschraubermuster H145 im Jahr 2018, unterhält das gemeinnützige Unternehmen eine der modernsten Flotten in Österreich. Das anstehende Jubiläum haben wir zum Anlass genommen und die Stützpunkte in Fresach und Reutte besucht. In Fresach hatten wir außerdem die Möglichkeit mit dem Geschäftsführer Mag. Thomas Jank über Vergangenes und die Zukunft der ARA Flugrettung zu sprechen. Außerdem beantworten wir hier einige Fragen unserer Community die in der letzten Zeit aufgetreten sind.
Natürlich war ein aktuelles Thema die COVID-Pandemie. Auch die Crews der ARA Flugrettung mussten sich hier den neuen Gegebenheiten anpassen. Auch wenn dies nur wenig Auswirkung auf die direkten Einsatzabläufe hatte so wurden aufgrund der Vielzahl der Anpassungen für Schutz- und Präventionsmaßnahmen die Mitarbeiter deutlich mehr als normal gefordert.
Eine Frage die öfters gestellt wurde war der Einsatz des EPI-Shuttles der DRF Mutter für COVID Sekundär Intensivtransorte. Für die Nutzung dieses Geräts gab es jedoch bei der ARA keinen Bedarf.
Die Standardmedien berichteten, nicht faktenbezogen, von abgelehnten Einsätzen aufgrund von COVID Infektionen. Generell ist zu sagen, dass dies richtig ist, da auch die ARA Flugrettung hier Einsätze ablehnte, wobei hier folgendes wichtiges Detail zu beachten ist: Der Transport wurde beim Patienten, nur wenn medizinisch vertretbar dem bodengebundenen Rettungsdienst übergeben. Gerüchte, dass Einsätze direkt nach Disposition durch die Leitstelle schon ablehnt worden sind, sind falsch. Auch die Übergabe an die bodengebunden Rettungskräfte ist kein Sonderfall sondern Standard, da ansonsten das oft schnellste Rettungsmittel (Anm.d.R – Hubschrauber) für nicht kritische Patienten reserviert ist.
Wie wir auch von anderen Betreibern wissen, war zu Beginn der Pandemie das Personalthema ein kritischer Punkt.
„Speziell zu Beginn der Pandemie hatten wir mit Ausfällen bei freiberuflichen Mitarbeitern zu kämpfen, da einige Hauptarbeitgeber Nebenbeschäftigungsverbote aussprachen. Aber auch das konnten wir meistern und waren dadurch keine einzige Stunde nicht im Einsatz“ ,so Thomas Jank.
Sieht man sich die Berichte des Kuratoriums für Alpine Sicherheit und der Versicherungsträger an, so ist der Einsatzrückgang in den Wintermonaten deutlich erkennbar. Da auch die beide Stationen der ARA die umliegenden Skigebiete notärztlich versorgen war dieser Einbruch mit fast 50% weniger geflogenen Einsätzen ein spürbarer finanzieller Einschnitt. Speziell der Hubschrauber RK-2 am Stützpunkt in Reutte hatte im Winter längere Stehzeiten als üblich.
Von 2001 bis 2018 wurde die BK117 in ihren verschiedenen Varianten geflogen.
Als einziger Betreiber in Österreich der auf das Muster MBB-BK117 setzte, war auch der Betrieb der Rettungswinde für mehr als 11 Jahre ein Alleinstellungsmerkmal der ARA Flugrettung
Ausblick und Vergangenes
Erst diese Woche hat die DRF ihre erste umgebaute H145 mit 5-Blatt Rotor in Betrieb genommen. Auch für die zwei Hubschrauber der ARA Flugrettung, ebenfalls H145, ist dies ein Thema. Die Umrüstung ist zwar geplant, ein Termin dafür steht derzeit aber noch nicht fest.
Derzeit besitzen die Hubschrauber RK-1 und RK-2 erweiterte Einsatzzeiten. Die Station in Fresach ist von 7:00 bis 22:00 und Reutte von 7:30 bis 22:30. Aktuell besitzen wir mit Christophorus 2 und 17, zwei 24-Stunden Stützpunkte in Österreich. Die Frage ob Nachtflug für die ARA ein Thema sei wurde von Mag. Thomas Jank folgend beantwortet:
„Die Ausweitung auf einen 24 Betrieb wäre grundsätzlich an beiden Stationen möglich. Da solch eine Ausweitung für die verantwortlichen Kostenträger von Land und Bund derzeit aber kein Thema ist, verfolgen wir hier auch keine Ambitionen“.
Erst vor kurzem wurde bekannt, dass intensiv an der Ausschreibung für einen neuen Notarzthubschrauberstützpunkt im Bezirk Neusiedl am See gearbeitet wird. Neben dem ÖAMTC und der Heli-Austria prüft auch die ARA Flugrettung eine Teilnahme daran und wird dies in Abhängigkeit von den Gegebenheiten und Konditionen zeitgerecht entscheiden.
Was unserer Community natürlich aufgefallen ist: Die Aufkleber des ARBÖ sind verschwunden und wurden durch die Funkrufnahmen ersetzt. Einige Stimmen behaupten, dass dies mit der verlorenen Ausschreibung in der Steiermark zu tun hat. Auch hier ist zu erwähnen, dass dies nicht der Wahrheit entspricht.
„Die Kooperation mit dem ARBÖ war ein Pilotprojekt welches wir mangels Perspektive nicht mehr weiterverfolgen wollten“ so der Geschäftsführer der ARA Flugrettung Mag. Thomas Jank.
Aller Anfang ist schwer – das musste auch die ARA Flugrettung nach ihrer Gründung und dem ersten Einsatz von RK-1 in Kärnten erkennen. Ins Leben gerufen vom Österreichischen Rotes Kreuz (20%) und dem DRF Mutterkonzern (80%), war speziell der Beginn mit der Stationierung am Flughafen Klagenfurt mit Stolpersteinen gespickt und die politischen Unstimmigkeiten im Jahr 2001 zum Thema Flugrettung brachten wenig Erleichterung. Mit dem Umzug nach Spittal und der Inbetriebnahme des heutigen Stützpunktes in Fresach, wuchs die Akzeptanz und vor allem das Wissen, dass eine luftgestützte Notarztversorgung nicht von einem Hubschrauber in Kärnten allein bewältigt werden kann. Heute haben sich beide Stationen etabliert und sind unverzichtbare Bausteine in der notfallmedizinischen Versorgung der jeweiligen Bundesländer.
Doch leider gibt es immer noch offene Punkte zum Thema Finanzierung der Hubschrauber, welche sich auch die letzten 20 Jahren nicht gelöst haben. Gerade die COVID-Pandemie zeigt die Schwächen des heimischen Finanzmodells auf.
„Das Operieren mit Pauschalen funktioniert nur solange die Einsatzzahlen bei alpinen Sport- und Freizeitunfällen stabil bleiben. Brechen diese, wie in der aktuellen COVID Krise, förmlich weg, gerät das ganze System in eine bedrohliche Schieflage“ so Thomas Jank.
Seit März 2019 ist Mag. Thomas Jank Geschäftsführer der ARA Flugrettung. Mag. Jank war zuvor als Geschäftsführer der Landesorganisationen Steiermark und Kärnten des ARBÖ tätig. Der Wechsel in die Flugrettungsbranche brachte neue Herausforderungen im Anforderungsprofil, da der Unternehmens-Gegenstand ungleich komplexer und vielschichtiger ist.
„Dieses Unternehmesfeld ist eine gewaltige Herausforderung für mich. Sich dieser zu stellen, bereitet aber großen Spaß“, so Jank.
Auf die Frage der weiteren Pläne der ARA Flugrettung:
„Wir wollen uns solide und nachhaltig weiterentwickeln. Wachstum ja, aber nicht zu jedem Preis, sondern mit Bedacht und Verantwortung“.
Mit diesem Bericht bringen wir auch unsere Informationen und Bilder der ARA Flugrettung auf letzten Stand.
Wir bedanken uns herzlichst bei Mag. Thomas Jank und bei den diensthabenden Crews von RK-1 und RK-2 für den netten und freundschaftlichen Empfang.