Der Einsatz des Notarzthubschraubers ist in der Regel ein Sonderfall. Disponiert wird der Hubschrauber aus zwei verschiedenen Gründen:
- Versorgung des Patienten
- Nachforderung aufgrund der Zustandsverschlechterung des Patienten
- Kein anderes Notarztmittel (z.b. Bodengebunden) verfügbar
- Einsatz als ergänzendes Rettungsmittel
- Schnellst mögliches Notarztmittel zum Patienten notwendig
- Äußerst schonender Transport (Wirbelsäulenverletzungen)
- Internationale medizinische Indikatoren
- Herz- Kreislaufstillstand
- Bewusstlosigkeit
- SHT-Schädel-Hirntrauma
- Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen
- Becken- oder Oberschenkel Frakturen
- Offene Frakturen oder Fehlstellungen
- Schultergelenksluxationen mit starken Schmerzen
- Starke Blutungen
- Brustkorbverletzungen
- Verdacht auf innere Verletzungen
- Immer bei starken Schmerzen (Schmerztherapie)
- Sonstige interne Notfälle (Kardiale oder pulmonale Ursachen)
- Besondere Sensibilität bei Kindernotfällen
- Unmöglichkeit oder massive Verzögerung des Abtransportes
- Überstellung von zeitkritischen oder vital bedrohten Patienten (z.B.: Aorten Aneurysma)
„Notruf Rettungsleitstelle, wollen Sie einen Notfall melden?“
So beginnt in der Regel der Einsatz für die fliegenden Retter! Die Alarmierung der Rettungshelikopter läuft normalerweise nach einem geordnetem Schema ab.
Mit einem Anruf bei der Rettungsleitstelle (144 oder 140 oder den Euronotruf 112) werden essentielle Daten über den Verunfallten oder Erkrankten aufgenommen. In einigen Leitstellen wird dazu ein standardisiertes Abfrageschema (AMPDS Advanced Medical Priority Dispatch System) verwendet. Nun wird die Priorität des Notrufes ermittelt und ein „Einsatzcode“ erstellt. Bei Leitstellen mit dem AMPDS-Abfrageschema wird dieser Code automatisch vom System erstellt und die Priorität ermittelt (wird ein Notarzt benötigt?)




Der Einsatz wird nun an den Disponenten weitergegeben, der die zum Notruf passenden (am schnellsten eintreffenden) Einsatzmittel alarmiert. Bei Bergunfällen wird standardmäßig die Bergrettung, am Land ein RTW (RettungsTransportWagen) mitalarmiert. Der Notarzthelikopter rückt nur bei Notfalleinsätzen höchster Priorität aus. Teilweise kann es auch sein, dass Rettungsmannschaften vor Ort bei der Leitstelle anfragen, ob ein Notarzt verfügbar ist, weil sich den Rettungsmannschaften ein anderes Bild als beschrieben an der Einsatzstelle zeigt, oder sich der Patientenzustand verschlechtert.
Die Technik wie die Rettungshubschrauber an der Basis alarmiert werden unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Einige Bundesländer verwenden sogenannte Digitalpager um die Besatzungen über einen Einsatz zu informieren, andere Rettungsleitstellen schicken ein Fax mit allen relevanten Daten an die Basis. In der Regel werden die Mannschaften auch mittels SMS alarmiert.
Nach dem Eingang des Notrufes auf der Basis des Rettungshelikopters macht sich die Crew ein kurzes Bild über den Einsatzort um in die richtige Richtung zu fliegen. Außerdem wird noch kurz das Wetter gecheckt, ob die Wetterbedingungen überhaupt einen Einsatz des Notarzthubschraubers zulassen. Wenn der Helikopter noch nicht im freien steht, dann wird dieser jetzt aus dem Hangar geschoben, und die Turbinen werden angelassen.
Nachdem die Startvorbereitungen am Helikopter beendet sind, hebt der Helikopter Richtung Einatzort ab und meldet dies via Funk bei der Rettungsleitstelle. In der Regel dauert es keine drei Minuten nach Eingang des Notrufes auf der Basis, bis der Helikopter gestartet ist. Der HEMS Crew Member gibt nun die genauen Einsatzkoordinaten in das System im Heli ein, sodass der Einsatzort punktgenau angeflogen werden kann. Die Crew steht bei Unklarheiten immer via Funk sowohl mit der Leitstelle, als auch mit den mitalarmieren Ressourcen in Verbindung, so können etwa bereits eingetroffene Rettungsmittel den Helikopter das Wetter durchgeben oder ihm den Weg erklären.