Seit mittlerweile mehr als 11 Jahren fliegt Regine Pichler als einzige Pilotin bei der österreichischen Flugpolizei. Nach der abgeschlossenen Matura war Sie zuerst als Buchhalterin tätig, bevor Sie mit der Ausbildung zur Hubschrauberpilotin begann, und später zur Polizei nach Wien wechselte.
Für HeliRescue hat Sie sich Zeit für ein kleines Interview genommen!
Regine, du bist eine von wenigen Frauen, die die Berufspilotenlizenz für Hubschrauber in Österreich besitzt. Wie bist du zur Fliegerei gekommen und warum genau Hubschrauber?
Die Affinität zur Fliegerei war eigentlich immer schon da. Nach meiner Ausbildung in der HAK war ich als Buchhalterin tätig, ich wollte jedoch etwas Anspruchsvolleres machen, weshalb ich mich mit 23 Jahren entschloss, zur Polizei zu wechseln, und nebenbei mit der Ausbildung zum CPL-H zu starten, in der Hoffnung bei der Polizei als Pilotin arbeiten zu können.
Du hattest mit 23 bereits einen fixen Job. Was hat dir den letzten Ruck gegeben, diesen Job aufzugeben und eine neue Ausbildung zu beginnen?
Ich wusste, dass ich den Job als Buchhalterin nicht bis zur Pension machen will, und ich einen Job ausüben möchte, der mich herausfordert. Nach einem Schnupperflug in Stockerau wusste ich – das ist es, hier steig ich nicht mehr aus.
Wie sah dein weiterer Werdegang nach dieser Entscheidung aus?
Ich habe die Ausbildung zur Hubschrauberpilotin (CPL-H) privat gemacht, habe danach die zweijährige Polizeischule in Wien besucht und war drei Jahre im 2. Wiener Gemeindebezirk als Polizistin tätig. Während dieser Zeit habe ich mich in der Flugeinsatzstelle als Pilotin beworben, diverse Tests durchlaufen und wurde schließlich aufgenommen.
Du bist quasi voll ausgebildet zur Flugpolizei gekommen. Man könnte meinen du setzt dich ins Cockpit und fliegst Einsätze. Musstest du bei der Polizei noch spezielle fliegerische Kurse durchlaufen?
Mit dem Eintritt in die BM.I Flugschule wurden zuerst meine aktuellen Kenntnisse durch den Ausbildungsleiter der Flugpolizei überprüft. Danach begann die Ausbildung am Bell JetRanger (Schulungshubschrauber der Polizei – Anm. Red.) mit Trainingseinheiten am Flugplatz in Bad Vöslau. Bevor ich mit dem JetRanger erste Einsätze fliegen durfte, musste ich einen Außenlandekurs, einen Hochgebirgslandekurs und Außenlastflüge absolvieren.
Nach dem Typerating auf der EC135 wurde das gelernte noch einmal intensiviert, mit Spezialeinheiten trainiert und Bergeseilflüge mit Flugrettern durchgeführt, ehe ich die ersten Einsätze mit der H135 fliegen durfte.
Du warst dann fixer Bestandteil des Teams, ist oder war es manchmal schwer die einzige Frau in einem so großen Team von Männern zu sein?
Aus meiner Erfahrung gesprochen gibt oder gab es niemals Probleme. Ich bin super ins Team integriert worden, ich musste ja auch dieselben Voraussetzungen, wie die Männer mitbringen. Ich wurde auch nicht bevorzugt, nur weil ich eine Frau bin.
Gab es jemals Kritik oder Misstrauen, wenn eine Frau am Steuer sitzt? Oder gab es gar schon die Situation dass jemand nicht mitfliegen wollte?
Nein, solche Situationen gab es nie. Auch seitens der zusammenarbeitenden Organisationen wie beispielsweise der Bergrettung wurde ich immer freundlich empfangen.
Was schätzt du an der Arbeit bei der Flugpolizei?
Besonders schätze ich natürlich die tägliche Herausforderung. Wir wissen zu Dienstbeginn nie, welche Einsätze wir heute fliegen müssen, und das Spektrum an möglichen Einsätzen ist doch sehr weit gestreut. Die Vielfalt, von polizeitaktischen Flügen wie beispielsweise Fahndungen bis hin zu Flügen im alpinen Gelände macht sehr viel Spaß.
Das Arbeitsspektrum und die Möglichkeit an Einsätzen ist, wie du gerade gesagt hast sehr groß. Gibt es Einsätze, die du lieber fliegst als andere?
Natürlich sind Flüge im alpinen Gelände herausfordernder, als Verkehrsüberwachungen über der Stadt, wobei auch diese Einsätze durchaus spannend werden können, wenn es beispielsweise im Zuge dieses Einsatzes zu einer Fahndung kommt und Kräfte am Boden zugewiesen werden müssen.
Aber Flüge, die man wirklich lieber fliegt als andere gibt es, zumindest für mich, nicht.
Du fliegst nun doch schon einige Jahre für die österreichische Flugpolizei. Ist dir in all den Jahren ein Einsatz besonders in Erinnerung geblieben?
„Schmunzelt“ Das werde ich sehr oft gefragt.
Wir wurden in der Nacht ins Ötztal gerufen, um einen abgängigen Wanderer zu suchen. Aufgrund der Wetterlage konnten nur wir aus Wien diesen Einsatz durchführen. Der Flug musste gründlich geplant, und Betankungsmöglichkeiten gesucht werden. Das unbekannte Einsatzgebiet und die genaue Vorplanung machten den Einsatz besonders. Am Rückflug wurden wir dann noch mit einem wunderschönen Sonnenaufgang für die Mühen der Nacht belohnt.
Der vermisste Wanderer konnte leider erst zwei Wochen nach unserem Einsatz tot aufgefunden werden.
Ist Hubschrauberpilotin dein Traumberuf?
Ich sage immer, für mich ist die Arbeit mein Hobby. Definitiv ein Traumberuf!
Welche Eigenschaften muss man als Hubschrauberpilot mitbringen, was ist im Cockpit besonders wichtig?
Einerseits eine gewisse Stressresistenz. Nervosität ist im Einsatz fehl am Platz.
Die Abläufe müssen auch in Stresssituationen auswendig gekonnt werden, das Fliegen selbst ist mehr oder weniger Nebensache, vielmehr muss man sich auf den Einsatz selbst konzentrieren, und beispielsweise mit Kräften am Boden zusammenarbeiten. Wichtig ist natürlich, noch alle Notverfahren zu kennen, um in Extremsituationen rasch und richtig handeln zu können.
Was würdest du jungen Frauen auf den Weg mitgeben, die auch den Beruf der Hubschrauberpilotin ergreifen wollen?
Sie sollen es auf jeden Fall probieren, wenn der Drang da ist. Es ist doch sehr speziell einen Hubschrauber zu fliegen, so ist es sicher ratsam, einen Schnupperflug zu machen, um zu wissen, ob das wirklich das Richtige ist. Wenn es ein Traum ist, den Traum verfolgen und sich nicht durch äußere Umstände oder durch Meinungen anderer davon abhalten lassen. Einfach den Weg verfolgen!
Danke für das Interview, gibt es etwas, das du noch loswerden möchtest?
Danke für die Möglichkeit für das Interview und ich hoffe auf eine weitere gute Zusammenarbeit!
Auch wir bedanken uns bei dir Regine für das nette Interview, und die Möglichkeit, einen kleinen Einblick in dein Leben, und das Leben eines Einsatzpiloten zu erhalten!
Wir bedanken uns auch besonders bei dir und der österreichischen Flugpolizei für die großartige Zusammenarbeit!