Das österreichische Bundesheer erhielt bei einem Festakt im niederösterreichischen Langenlebarn, am gestrigen Mittwoch, den ersten von insgesamt 36 neuen Mehrzweckhubschraubern des Typs AW169.
Seit über 50 Jahren, genauer gesagt seit 1967 ist die Alouette III einer der wichtigsten Helikoptertypen im österreichischen Bundesheer. Noch heute fliegen die Hubschrauber des Luftunterstützungsgeschwaders von Aigen/Ennstal und Langenlebarn (inkl. Aussenstellen) zu ihren Einsätzen.
Oftmals sind es Katastrophen wie Überschwemmungen, Lawinenabgänge oder Waldbrände wo die Heeresflieger rasche Hilfe aus der Luft gewährleisten. Doch auch im Flugrettungsdienst war die Alouette III mit ihrem „Christoph“ Dienst aus Aigen im Ennstal knapp 15 Jahre lang vertreten, ehe die ÖAMTC Flugrettung übernahm.
Um die in die Jahre gekommenen Hubschrauber zu ersetzen, wurde bereits 2018 ein Hubschrauber- und Mobilitätspaket für die Sicherstellung des Katastrophenschutzes durch das Bundesheer im Ministerrat beschlossen. Das BMLV hatte daher entschieden in einer gemeinsamen Beschaffungskooperation 18 Stück Leonardo AW169M zu kaufen und eine Option für weitere 18 Hubschrauber in den Vertrag aufzunehmen.
Hubschrauber für alle Anforderungen
Nach einer Ausschreibung, und einer Sichtung der möglichen Hubschrauber (Bell 429, AW169, H145) entschied man sich zum Ankauf von 18 Hubschraubern des Typs AW169M des italienischen Herstellers Leonardo.
Der neue Hubschrauber spielt nun in einer ganz anderen Liga als das Vorgängermodell. Entgegen der einturbinigen Alouette III setzt man nun auf ein redundantes und leistungsstärkeres System mit zwei Turbinen. Geflogen wird die AW169 mit zwei Piloten.
Durch die modernste Avionik ist die Maschine auch für den Nachtflug, sowie Flüge unter IFR (Instrumentenflug) bestens gerüstet. Der leistungsstarke Hubschrauber ist speziell für Einsätze im Gebirge bestens geeignet und verfügt auch in großen Höhen über ausreichende Leistungsreserven.
Durch den geräumigen Innenraum bietet er auch ausreichend Platz, um eine Person isoliert transportieren zu können. Der Leonardo AW169M kann zwei-drei Mal so viel Wasser transportieren, wie die Alouette III. Lufttransportaufträge geringeren Ausmaßes können durch das neue System kostengünstiger als mit dem Black Hawk durchgeführt werden.
Durch das neue Hubschrauber-System können durch unterschiedliche Konfigurationen verschiedene Aufgaben in allen Fähigkeitsbereichen inklusive dem Selbstschutz abgedeckt werden. Durch die Verwendung desselben Hubschraubers als Schulhubschrauber kann die Ausbildung effizienter gestaltet werden und die Einsatzstaffeln von Ausbildungsaufgaben entlastet werden. Im Falle von Katastrophen größeren Ausmaßes können die Schulhubschrauber auch jederzeit für Einsatzaufgaben verwendet werden.
In weiterer Zukunft ist die AW169 auch als Ersatz für die Bell Kiowa gedacht, so können auch externe Waffensysteme am Hubschrauber angebracht werden.
Verteidigungsministerin Tanner mit Verteidigungsminister Crosetto aus Italien
Übergabe der Schlüsseln für den ersten Hubschrauber
Übergabe durch Bundesministerin
In Beisein des italienischen Verteidigungsministers Guido Crosetto sowie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wurde in einem Festakt gestern nun die erste Maschine dem Bundesheer übergeben.
Die Ministerin Tanner betont die hervorragende Zusammenarbeit mit Italien, die mit ein Grund für die Kaufentscheidung war. So werden die Hubschrauber durch einen Government-to-Government (G2G) Vertrag direkt vom italiänischen Staat angekauft.
Bereits bei der ersten Bestellung wurde eine Option für den Ankauf weiterer 18 Hubschrauber offen gelassen. Der gestrige Festakt wurde genutzt, um diese Option in die Tat umzusetzen und weitere Hubschrauber zu beschaffen. So werden in den nächsten Jahren nun ingesamt 36 neue Hubschrauber des Types beschafft!
Vertragsunterzeichnung für 18 weitere Hubschrauber
Klaudia Tanner und Guido Crosetto
Infos
Ein Hubschrauber dieses Typs kostet in der Beschaffung zwischen € 8 und 15 Mio., je nach Ausstattung und Zusatzpaketen. Der Government-to-Government (G2G) Vertrag umfasst ein Volumen von ca. € 346 Mio. Mit den Kosten für Infrastrukturvorsorgen (Hangarerrichtung bzw. –sanierung, Simulatorgebäude, sonstige bauliche Maßnahmen), für beizustellende Komponenten und unter Berücksichtigung von 20% Umsatzsteuer belaufen sich die Gesamtaufwendungen für das BMLV auf ca. € 446 Mio
Die ersten Piloten haben bereits ihre Typenberechtigung auf dem Hubschrauber, welche rund 10 Wochen in Anspruch nimmt. Danach sind die speziellen Verfahren wie der Einsatz der Rettungswinde oder Hochgebirgslandungen zu lernen was nochmal in etwa 3 Monate in Anspruch nimmt.
Die Schulungen finden derzeit in Italien, direkt beim Hersteller statt, es ist jedoch geplant, die Einsatzpiloten künftig selbst am neuen Hubschrauber auszubilden. Die ersten Hubschrauber werden daher als Schulhubschrauber eingegliedert.
Die insgesamt 36 Hubschrauber werden auf die Standorte Aigen/Ennstal (12 Stück Einsatzdienst) und Langenlebarn (12 Stück Einsatzdienst / 12 Stück Schulhubschrauber) aufgeteilt.
Text: HR, Bundesheer
Bilder: HR